Täglich belästigt

Eineinhalb Tage bin ich nicht belästigt worden. Das ist Rekord. Ich habe aber auch fast alle Lebensfunktionen eingestellt. Wegen der Hitze sitze ich nur herum und tue nichts.
Um zehn Uhr bin ich in der Stadtbibliothek Saarbrücken. Immer noch himmlische Ruhe. Ich nehme einen Ratgeber zum Thema Erbrecht von Otto N. Bretzinger aus dem Regal und lese darin. Auf dem Gustav-Regler-Platz pfeifen kleine Jungen.

12:30 Uhr. Ich sitze auf einer Bank im Einkaufszentrum Saar-Basar. Ein Mann in Bermudas und kariertem Hemd geht pfeifend an mir vorbei.

Vor dem Lidl in der Mainzer Straße. Ich denke an Deirdre und Mike, Nebenfiguren in dem Roman "Einmal ist nicht genug" von Jacqueline Susann. Sie haben Geld und genießen ihr Leben. Keine Verpflichtungen, nur Spaß. So stelle ich mir die Beziehung zu meinem Freund vor. Eine junge Ausländerin in schwarz-weiß-geblümten Shorts mit weißen Rüschen am Saum greift mit spitzen Fingern an ihre Vagina.

Im Zug nach Lebach. Am Ausgang zwei junge ausländische Männer. Zwei kichernde Mädchen in kurzen Hosen steigen ein. Einer der Männer massiert seinen Schwanz.

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In der Stengelstraße. Hinter mir ein Klingelton. Zwei junge Muslime radeln, fröhlich palavernd, nebeneinander an mir vorbei. Ich muss ihnen ausweichen, damit sie auf dem Bürgersteig Platz haben.
Einige Minuten später begegnen sie mir im Netto. Ich stehe im Gang mit den Gemüsekonserven und nehme eine Dose Kichererbsen in die Hand. Jemand pfeift durchdringend laut düdeldadüdü. Kurz danach das zweite düdeldadüdü, als ich Leha Kaffeeweißer in den Einkaufskorb lege.
Ein weiteres schrilles Pfeifen, als die beiden jungen Ausländer sich hinter zwei Deutschen in Handwerker-Montur an der Kasse anstellen.

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Kurz nach neun Uhr morgens. An der Ampel vor dem C&A steht ein Paar. Der Mann ist klein, grauhaarig, ungepflegt. Er trägt eine schwarze Nylon-Jogginghose mit weißen Streifen. Die Frau ist dick und sitzt im Rollstuhl. Ich gehe vorbei und der Mann greift sich an den Schwanz. Er kratzt und drückt darauf herum. Es scheint ihn an dieser Stelle fürchterlich zu jucken.

Nachmittags in der Saarbahn nach Saarbrücken. Am Heinrichshaus steigen drei Waldarbeiter ein. Sie reden und lachen. Hinter mir pfeift jemand düdeldadüdü. Bis ich am Hauptbahnhof aussteige, pfeift der gleiche Mann oder ein anderer noch fünf weitere Mal düdeldadüdü.

Sale bei Tkmaxx. Ich nehme eine braun-weiß-gestreifte Bluse eines kalifornischen Modelabels vom Ständer. Zwei Männer nähern sich von links. Beide sind groß. Der eine blond, der andere dunkelhaarig mit einem gestutzten Gesichtsbart à la Zlatan Ibrahimovic. Der mit dem Bart stößt kurze, spitze Pfiffe aus, während er an mir vorüber geht. Sein blonder Begleiter sagt etwas auf Französisch zu ihm und er beruhigt sich. Es ist 16:05 Uhr.

Am Hauptbahnhof stehen mir gegenüber zwei junge Ausländer. Einer streckt die Arme in die Luft und räkelt sich. Keine höhere Schulbildung, denke ich. Hat er meine Gedanken gehört? Er nimmt die Arme herunter und reibt seinen Schwanz.

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