Donnerstag, 10. September 2015
08.09.2015
Nachmittags. Ich habe auf der Toilette zwei längliche, weißliche, geruchlose Ausfluss-Flecken in meiner Unterhose bemerkt. Ein großer und ein kleiner. Außerdem ist an meiner schwarzen ALDI-Unterhose eine Naht locker.
Einige Minuten später stehe ich an der Haltestelle Siedlerheim. Ein Mann wartet mit mir. Er ist groß, über 1,90 m. Er ist ganz in Schwarz gekleidet. Das Leder an seinem rechten Schuh ist aufgeplatzt. Seine Haare sind weiß. Er trägt sie zu einem Zopf gebunden. Ich sehe ihn an und er beugt sich über die Saarbahn-Gleise und lässt zwei weißliche Rinnsale Spucke aus seinem Mund tropfen. "Ich werde von meinem eigenen Ausfluss belästigt", denke ich, während ich ihn beobachte. Sowohl seine weißen Haare, dickes Oval der Kopf, dünnes Oval der Zopf, als auch die weiße Spucke erinnern an die Flecken in meiner Unterhose. Die abgetragene schwarze Kleidung an meinen ausgeleierten ALDI-Slip.

In der Saarbahn nach Saarbrücken. Ich bin immer noch mit meinem Ausfluss-Erlebnis beschäftigt. Ich denke an den Roman "Feuchtgebiete". Mehrere Frauen im Zug lächeln mich an. Warum lächeln sie? Der Saarbahn-Zug fährt an der Haltestelle Heinrichshaus ein. "Die [Charlotte Roche] hat ihre Leser nicht lieb", denke ich. Bei diesem Satz tritt der Zugfahrer abrupt auf die Bremse. Ich werde gegen die Haltestange gepresst. Das wird ein blauer Fleck am rechten Oberarm. "Er [der Zugfahrer] weiß auch nicht, warum er gebremst hat" sagt meine innere Stimme.

Um neun Uhr im dm-Markt am Pariser Platz. Ich stehe vor dem Regal mit der Gesichtspflege. Welche Hautcreme soll ich kaufen? Die mit Urea wäre für meine trockene Haut richtig. Ich greife danach, aber dann fällt mir ein, dass der Sommer noch nicht vorbei ist. "Ich brauche die mit Lichtschutzfaktor", denke ich. Im Geschäft pfeift jemand.

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Freitag, 19. Juni 2015
18.06.2015
Stadtbibliothek Saarbrücken, am Internet-Computer. Ich schaue meine Flickr-Fotos an. Das von dem grauen Schwan im Deutsch-Französischen Garten, der im vergangenen Herbst zusammen mit einem anderen grauen Schwan weggeflogen ist. "Die Schwäne hauen öfter mal ab", denke ich. Auf dem Gustav-Regler-Platz pfeift ein Jugendlicher zweimal schrill durch die Zähne.

17:45 Uhr. In der Saarbahn. Vorher habe ich im Bad meine Haut gebürstet. An den Brüsten ist sie trocken. Ich finde mich schön.
Die Saarbahn kommt aus Lebach, wo das größte Asylanten-Auffanglager im Saarland steht. Der Zug ist voll mit Menschen unterschiedlicher Herkunft. Auf dem Vierersitz unterhalten sich zwei Männer auf Englisch. Einer hat blutunterlaufene Augen wie ein Drogensüchtiger.
Während ich die Männer geistesabwesend ansehe, denke ich wieder an meinen Körper, an meine Brüste und meine Vagina. Ich will, dass ein Mann, mein Mann, mich schön findet. Die beiden Männer (unzweifelhaft Bewohner des Lebacher Asylbewerberheims) unterbrechen ihr Gespräch und geben sich die Hände. Sie schütteln sie kurz und reden weiter, als wäre nichts geschehen. Sie haben sich nicht verabschiedet. Beide steigen erst fünf Haltestellen später aus. Ein zumindest seltsames Phänomen.
Ich wundere mich noch über die beiden Männer, als ich auf der Straße einen blonden, jungen Mann mit einem Skateboard unter dem Arm bemerke. Er spürt meinen Blick, dreht den Kopf zur Seite und spuckt über die rechte Schulter aus.

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