Samstag, 28. Februar 2015
28.02.2015
19:30 Uhr. Bei Dunkelheit in der Mainzer Straße unterwegs. In der Nähe des Kieselhumes. Zwei dumme, kleine Ausländer mit umgekehrt aufgesetzten Baseball-Mützen kommen mir entgegen. Ich sammle schon mal Spucke im Mund, denn ich weiß, was gleich passiert. Der Dreckhaufen, der rechts geht, spuckt zwei Meter vor meinen Füßen vor mir aus. Ich spucke sofort auch einen Schwall Speichel auf den Asphalt. Die zwei asozialen Wichser lachen höhnisch. Sie reden miteinander. Ich verstehe das Wort "Gangsta". Dann spuckt der Rechte nochmal. Ich spucke auch. Er spuckt ein drittes Mal. Ich spucke ein drittes Mal. Die zwei Assis gehen weiter. Sie spucken noch ein paar Mal auf die Straße, reden und lachen über mich. Mein Vorrat an Spucke ist aufgebraucht.

Auf der Rückfahrt in der Saarbahn steht am Kinderwagenplatz ein dummes jumges Paar mit Kinderwagen. Der Mann pfeift.

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27.02.2015
Am Pariser Platz steigt ein grauhaariger Mann mit schwammigem Gesicht und leicht geöffnetem Mund in die Bahn. Er stellt sich neben mich und pfeift leise. Es klingt wie ein trockenes Hüsteln. Er pfeift, bis wir beide am Hauptbahnhof aussteigen.

13 Uhr. Während ich auf einer Holzbank im Rathaus Saarbrücken meinen Kontostand ansehe und Trauben esse, pfeifen mehrere Männer auf den Gängen. Der Hall in dem Gebäude ist ausgezeichnet. Das Pfeifen klingt durchdringend laut.

Am späten Nachmittag in der Stadtbibliothek. Ich lösche mehrere Flickr-Fotos in meinem Handy-Speicher. Eines ist ein Makro von einer gefledderten Pusteblume mit nur noch wenigen Samenfäden, die albern hochstehen. An einem Tisch in der Nähe sitzen drei Mädchen. Schülerinnen. Sie fangen wie auf Kommando zu kichern an. Ich gehe zu ihrem Tisch und sehe mir die drei Schussel an. Eines der Mädchen ist blond und hat eine dämliche Hochsteck-Frisur, mit der sie wie die halbtote Pusteblume auf dem Makro aussieht. Die anderen hören auf zu kichern, aber die Blonde kichert noch eine Stunde weiter. Das Geräusch tut mir körperlich weh. Kurz vor Schließung der Bibliothek gehen sie. Die Blonde kichert immer noch.

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Donnerstag, 26. Februar 2015
26.02.2015
Zwölf Uhr mittags. Ich bleibe vor dem Schaufenster von Remax-Immobilien stehen und sehe mir die Häuser und Wohnungen an, die zum Verkauf angeboten werden. Einige wecken meine Aufmerksamkeit. Aber ich will aus dem Saarland wegziehen. Immobilien in der Umgebung kommen nicht infrage. Während ich in diese Überlegungen versunken bin, hält eine ältere Frau, klein, blondierte Haare, mit ihrem schwarzen Fahrrad neben mir. Sie schließt das Rad umständlich ab. Dann stellt sie sich neben mich. Ganz nah kommt sie an mich heran. Sie unterschreitet meine intime Distanz von fünfzig Zentimetern. Ich könnte ihr, ohne mich viel zu bewegen, die Nase abbeißen. Ich hätte nicht übel Lust dazu. Die Frau beugt sich leicht nach vorne und starrt mit beflissener Miene genau das Haus an, dass ich auch ansehe. Wir bleiben ungefähr eine Minute nebeneinander stehen, Körper an Körper. Ich sehe die Frau direkt an, blase ihr meinen schlechten Atem ins Gesicht (ich habe zum Frühstück Kaffee getrunken und eine Banane gegessen) . Nichts wirkt. Sie glotzt wie hypnotisiert auf eine bestimmte Stelle im Schaufenster. Ich lache höhnisch. Merkt die Alte nicht, dass sie sich verrückt benimmt? Jetzt erwacht sie aus ihrer Trance. Sie drückt ihre Handtasche fester an ihren Körper und verschwindet im Gebäude der Deutschen Bank, das sich neben dem Remax-Laden befindet.

Vor der Stadtbibliothek kommt mir ein grauhaariger Mann entgegen. Er pfeift.

17:05 Uhr. Ich sitze in der Bibliothek und unterschreibe eine Online-Petition von ForceChange. In meiner Nähe stößt jemand einen lauten Pfiff aus.

19:45 Uhr. Ich gehe auf die Saarbahn-Haltestelle Rastpfuhl zu. Ich denke daran, dass eine monogame Beziehung das einzig Sinnvolle im Leben ist. Auf der anderen Straßenseite stehen drei Realschul-Teenies zusammen. Sie sehen zu mir herüber, kichern und verabschieden sich dann mit affektierten bises (französischen Küssen auf die Wangen), die überhaupt nicht zu den drei Trampeln passen.

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Mittwoch, 25. Februar 2015
25.02.2015
Der Vormittag ging.
Nachmittags hatte ich Hunger. Bei Lidl gibt es Veggie-Pizza. Bis zur nächsten Lidl-Filiale ist es ein Kilometer Fußweg. Blöd wie ich bin, habe ich mich verlaufen und war zwei Kilometer unterwegs. Dann hatten sie die Pizza nicht. Dann habe ich sie doch gefunden. Ein Stück Pizza lag noch in der Vitrine mit den Backwaren. Vor mir ein Paar. Sie reden Russisch. Die Frau hat lange schwarze Haare und schlechte Zähne. Sie krallen sich das letzte Stück Pizza. Ich heule fast vor Wut. Weit und breit keine Verkäuferin, die ich fragen könnte, ob überhaupt und wenn ja wann sie wieder Pizza haben. Dann kommt eine Verkäuferin. Sie füllt aber nur die Berliner auf. Ist schnell wieder weg. Ich stehe eine Viertelstunde mit einer Papiertüte in der Hand vor der Backwaren-Vitrine. Ich gehe hier nicht weg ohne eine Pizza. Die Verkäuferin kommt zurück. Sie fragt, ob sie mir helfen kann. Ja, kann sie. Ich will eine Veggie-Pizza. Dafür bin ich hier. Dauert zwanzig Minuten, ist ihre Antwort. Okay, ich warte. Zwanzig Minuten tigere ich durch das Geschäft. An der Kasse steht ein bärtiger Typ, etwa dreißig, er pfeift. Er kann gar nicht mehr aufhören. Ich pfeife dreimal kurz und laut wie ein Fußball-Schiedsrichter und er kriegt sich wieder in den Griff.
Ein paar schräge ältere Männer, nicht nur Türken aber auch, kommen auf mich zu, sehen mein wütendes Gesicht und singen alberne Liedchen in ihrer Heimatsprache. Die Verkäuferin hinter der Backtheke hantiert an den Öfen und pfeift jetzt auch. (Na gut, sie hat vor ein paar Minuten mit mir gesprochen. Das stresst die meisten Menschen. Dafür habe ich Verständnis.)
Dann kommt sie hinter der Backwaren-Vitrine hervor und spricht mich an: "Sie wollten eine Veggie-Pizza?". Jaaaah! Sie ist sehr nett. Sie zieht Einmalhandschuhe an, nimmt mir die Papiertüte aus der Hand, verschwindet im Backraum und kommt mit einer duftenden, frisch aufgebackenen Pizza zurück. Endlich.

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24.02.2015
In der Stadtbibliothek Saarbrücken. Ich denke an Monika. Sie arbeitet nicht in einer Boutique? Bei diesem Gedanken pfeift ein Mann in meiner Nähe. Zwei langgezogene Pfeiftöne. Als würde er in das Mundstück einer Holzflöte blasen. Oder auf seinen zwei letzten Löchern pfeifen. Dem Arschloch und?

Vor mir liegt ein Stapel Bücher. Alle in der Bibliothek verfügbaren Original-Ausgaben der Sneaky-Pie-Brown-Romane der US-amerikanischen Autorin Rita Mae Brown. Plötzlich wird es laut. Ein Mann und eine Frau reden. Der Mann spricht Englisch mit amerikanischem Akzent. Die Frau auch, aber ihr Englisch klingt unbeholfen. Amerikaner verirren sich nur sehr selten in die Saarbrücker Stadtbibliothek. Vielleicht zweimal im Jahr. Zufall ist das nicht.

Auf dem Nachhauseweg in der Saarbahn. An Riegelsberg Süd steigt ein Paar mit mir aus. Sie unterhalten sich in amerikanischem Englisch.
In Riegelsberg sind US-Amerikaner noch seltener als in Saarbrücken. Die Frau hat ein herzförmiges Gesicht und blonde Haare. Sie sieht Jodie Foster ähnlich. Jodie Foster ist genauso lesbisch wie Rita Mae Brown.

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