Dienstag, 5. Januar 2016
Das Küssen geht weiter (31.12.2015
Vormittag.
In der Schreibwaren-Abteilung der Galeria Kaufhof kaufe ich einen preisreduzierten Schoko-Stick. Der Kassierer, der dort seit Jahren arbeitet - er ist blond und sieht etwas tuntig aus - pfeift, während ich bezahle. Ich habe dort schon oft gekauft und er pfeift immer, wenn er mich sieht.
Danach sitze ich auf den Stühlen vor dem DINEA-Restaurant und esse den Schoko-Stick. Ich lese die Kalorienangaben auf der Verpackung und stelle entsetzt fest, dass 100 g der Schokolade 609 kcal haben. Ein Paar geht an mir vorbei, mindestens Vierzig, schlank, dunkel, französisch sprechend. Sie betreten die Rolltreppe und fangen an zu wichsen. Die Frau stellt sich eine Stufe über den Mann. Er greift nach hinten und streichelt ihre Knie (sie trägt Nylonstrümpfe), ihre Oberschenkel, seine Hand wandert weiter. Ich stöhne. Bitte nein! Nicht vor meinen Augen ficken. Das Schlimmste bleibt mir erspart. Die Frau beugt sich nach vorne, legt ihre Hände auf die Schultern des Mannes und küsst ihn. Seine Hände stehen still.
Während ich den Vorfall mit den beiden Franzosen in mein Notizbuch schreibe, fährt das nächste Paar auf der Rolltreppe nach unten. Diesmal dick, dumm und saarländisch. Sie geben sich einen schmatzenden Kuss.
Einige Minuten später treffen sich vor dem Eingang des DINEA eine blondierte und eine brünette Frau, nicht mehr jung. Sie geben sich einen schmatzenden Kuss, bevor sie zusammen ins Restaurant gehen.

12 Uhr. Streit in der Saarbahn zum Römerkastell. Ein Schwarzer mit zwei kleinen Kindern. Eine (deutsche) Frau mit kurzen, schwarzen Haaren hat ihre schweren Einkaufstaschen auf einem Sitz abgestellt. Der Schwarze schubst das erste Kind auf den Platz neben den Taschen. Dann blafft er die Frau an. Sie soll die Taschen wegnehmen, damit auch das zweite Kind sich setzen kann. Die Frau reagiert nicht sofort. Der Schwarze nimmt die Taschen und zerrt sie vom Sitz. Dann drückt er sein Kind auf den freien Platz. Die Frau will etwas sagen, aber er pöbelt sie an: "Ist das deine private Saarbahn? Fuck you!". Die Frau geht dem Streit aus dem Weg und stellt sich an eine andere Stelle in der Bahn. Ich drehe der Szene den Rücken zu. Geht mich nichts an. Jemand pfeift leise düdeldadüdü.

Nachmittag.
Probleme an der Kasse vom REAL im Einkaufszentrum Saarbasar. Die Kassiererin gibt mir fünf Euro zu wenig Wechselgeld heraus. Ich muss mich beschweren, was mir peinlich ist. Bestimmt denkt sie, ich will sie betrügen. Während ich mit der Kassiererin rede, pfeift an der Kasse nebenan jemand.

Ich gehe vor dem Aldi im Saarbasar auf und ab und esse eine Brezel. Plötzlich höre ich schrilles Pfeifen. Die Sonne blendet mich. Ich blinzele und erkenne den grauhaarigen Typen auf dem weißen Fahrrad mit Anhänger, der immer pfeift, wenn er mich sieht. Auch jetzt pfeift er, bis er an mir vorbeigeradelt ist.

In der Saarbahn nach Brebach. Ein widerlicher, alter Typ mit Rollator steigt ein. Wir sind die einzigen Fahrgäste. Er wirft mir einen langen Blick zu, dann setzt er sich mir gegenüber. Er greift in seinen Mund und holt einen Essensrest aus den Zähnen. Er klemmt das faulige Stückchen unter seinen Fingernagel und betrachtet es. Ich schaue weg.

15:30 Uhr. In der Ludwigstraße, dem geographisch und sozial tiefsten Loch von Saarbrücken, knallt es. Die ersten Silvester-Böller werden abgefeuert. Ich bin doch gegen Böller, es ist asozial, denke ich. Auf Change.org gab es eine Petition für das Verbot von Feuerwerkskörpern, die ich nicht unterschrieben habe. Das war vielleicht ein Fehler ... Zwei zwölf- bis dreizehnjährige Mädchen überqueren vor mir die Saarbahn-Gleise. Schick angezogen und in Partylaune. Eine, sie hat zum Zopf gebundene, lange, braune Haare, lässt eine große Menge Schleim und Spucke aus dem Mund auf die Gleise tropfen.
Während ich den Vorfall in der Saarbahn nach Lebach in mein Notizbuch schreibe, pfeift jemand hinter mir düdeldadüdü.

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