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Freitag, 1. Januar 2016
28.12.2015
annettekrauss, 13:27h
Vormittag.
Um 8:20 Uhr steige ich am Rastpfuhl in die Saarbahn nach Saarbrücken. Mit mir ist eine russische Jüdin in einem langen, hellrosafarbenem Steppmantel eingestiegen, die ununterbrochen telefoniert. Ich frage mich, warum es sie nach Saarbrücken verschlagen hat. Wurden die aus der ehemaligen Sowjetunion eingebürgerten Juden von den deutschen Behörden auf verschiedene Städte verteilt? Mit Saarbrücken hat sie dann nicht gerade das große Los gezogen. "Die sind es gewohnt, dass man sie irgendwo hinschickt", sagt meine innere Stimme. Hinter mir im Zug pfeift jemand düdeldadüdü. Ich nehme mein Notizbuch aus dem Rucksack und schreibe den Vorfall auf. Während dem Aufschreiben pfeift die gleiche Person noch zwei weitere Mal düdeldadüdü.
10 Uhr. Im 1€-Laden. Ich suche eine Tasche für mein neues Netbook. Jemand pfeift dreimal düdeldadüdü.
Nachmittags.
Immer wieder Pfeiftöne um mich herum. In der Saarbahn zum Römerkastell pfeift jemand zweimal düdeldadüdü. Auf der Straße zwischen Schneidershof und dem Saarbasar kommen mir drei weibliche Teenager entgegen. Alle drei tragen Parkas und haben lange, glatte Haare, von blond bis hellbraun getönt. Als sie an mir vorbeigehen, kreischen sie laut. Ich kreische auch.
Im Media-Markt im Saarbasar. Ein grauhaariger Mann mit französischem Aussehen kommt mir entgegen und schaut mir ins Gesicht. Vor mir geht ein junges, saarländisches Paar. Der Mann greift der Frau mit der rechten Hand an die rechte Pobacke.
Im C&A im Saarbasar. Eine vierköpfige Familie, Mutter, Oma, Tochter und Sohn, dunkle Typen, aber Deutsche, kaufen ein. Der Junge, etwa neun Jahre alt, bekommt einen neuen Pullover. Während die Mutter die Kleiderständer mit den Sonderangeboten durchwühlt, spielt der Junge mit einem weißen Plüsch-Roboter, den es auch zu kaufen gibt. Gleichzeitig gibt er unsinnige Pfeiftöne von sich.
Eine Stunde später begegnet mir die Familie auf dem Parkplatz vor dem Saarbasar noch einmal. Sie steigen ins Auto ein. Diesmal stößt die etwa elfjährige Tochter unmelodische Pfeiftöne aus.
Ich gehe zu Fuß vom Schneidershof zur Haltestelle Kieselhumes. Vor Möbel Martin begegnet mir der grauhaarige Mann auf dem weißen Fahrrad mit Anhänger, der jeden Nachmittag auf dieser Strecke unterwegs ist und mich immer durch Pfeifen belästigt. Diesmal hat er sein Fahrrad angehalten. Er nestelt an seinem Helm. Dann setzt er sich in Bewegung. Als er an mir vorbeiradelt, pfeift er.
Bei Oro Vivo im Saarbasar habe ich im Schaufenster Goldschmuck angesehen. Danach begegnen mir auffallend viele Frauen mit aufdringlich goldblond gefärbten, langen Haaren. An der Haltestelle Hauptbahnhof schiebt eine blonde, junge Frau ihrem Freund die Zunge in den Mund. In der Europa-Galerie vor mir auf der Treppe: Ein Paar, sie lange, hell blond(iert)e Haare. Sie stechen mir geradezu in die Augen. Ich halte es nicht mehr aus und sehe nach links, um nicht länger die Haare der Frau vor den Augen zu haben. Vergebliche Mühe. Die Frau stößt einen leisen Jauchzer aus, geht ebenfalls einen Schritt nach links und umarmt von hinten ihren Freund. Jetzt habe ich ihre widerlichen Haare wieder voll im Blick.
Ich suche einen Platz, wo ich das Müllverhalten von heute aufschreiben kann. Gehe zum C&A. Ich schaue mich bei den Pullovern um. Ich werde so tun, als wollte ich den Pullover anprobieren und in der Umkleidekabine meine Notizen vervollständigen. Welchen Pullover nehme ich mit? Mein Blick fällt auf einen Zopfmuster-Pullover in Senfgelb, dann entscheide ich mich für einen Rippstrick-Pullover in der Farbe Rost. Jemand pfeift düdeldadüdü.
Auf der Rolltreppe in der Galeria Kaufhof. Vor mir vier junge (deutsche) Männer. Auf der Lauftreppe nebenan eine blonde, junge Frau. Einer der Männer ruft ihr "Hallo!" zu. Es ist ihm offensichtlich peinlich. Er lacht und macht Witzchen. Ein anderer junger Mann pfeift.
Ein letzter Tiefschlag zum Abschluss dieses an Belästigungen reichen, an Ereignissen aber armen Tages: Ich steige an der Haltestelle Ludwigstraße in die Saarbahn ein und schaue in die Gesichter von Dutzenden junger, männlicher Migranten. Türkische Frauen bilden eine weitere starke Gruppe. Deutsche (oder nicht-orientalische Ausländer) sind in der Minderheit. Meine Laune sackt in den Keller. Ich betrachte mein müdes Gesicht in der Fensterscheibe ... Eine junge Frau schaut von ihrem Sitzplatz auf und fragt in gebrochenem Deutsch: "Wollen Sie sich setzen?" - "Nein, danke", sage ich so unhöflich wie ich kann und dann ist dieser unerträgliche Tag endlich vorüber.
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Um 8:20 Uhr steige ich am Rastpfuhl in die Saarbahn nach Saarbrücken. Mit mir ist eine russische Jüdin in einem langen, hellrosafarbenem Steppmantel eingestiegen, die ununterbrochen telefoniert. Ich frage mich, warum es sie nach Saarbrücken verschlagen hat. Wurden die aus der ehemaligen Sowjetunion eingebürgerten Juden von den deutschen Behörden auf verschiedene Städte verteilt? Mit Saarbrücken hat sie dann nicht gerade das große Los gezogen. "Die sind es gewohnt, dass man sie irgendwo hinschickt", sagt meine innere Stimme. Hinter mir im Zug pfeift jemand düdeldadüdü. Ich nehme mein Notizbuch aus dem Rucksack und schreibe den Vorfall auf. Während dem Aufschreiben pfeift die gleiche Person noch zwei weitere Mal düdeldadüdü.
10 Uhr. Im 1€-Laden. Ich suche eine Tasche für mein neues Netbook. Jemand pfeift dreimal düdeldadüdü.
Nachmittags.
Immer wieder Pfeiftöne um mich herum. In der Saarbahn zum Römerkastell pfeift jemand zweimal düdeldadüdü. Auf der Straße zwischen Schneidershof und dem Saarbasar kommen mir drei weibliche Teenager entgegen. Alle drei tragen Parkas und haben lange, glatte Haare, von blond bis hellbraun getönt. Als sie an mir vorbeigehen, kreischen sie laut. Ich kreische auch.
Im Media-Markt im Saarbasar. Ein grauhaariger Mann mit französischem Aussehen kommt mir entgegen und schaut mir ins Gesicht. Vor mir geht ein junges, saarländisches Paar. Der Mann greift der Frau mit der rechten Hand an die rechte Pobacke.
Im C&A im Saarbasar. Eine vierköpfige Familie, Mutter, Oma, Tochter und Sohn, dunkle Typen, aber Deutsche, kaufen ein. Der Junge, etwa neun Jahre alt, bekommt einen neuen Pullover. Während die Mutter die Kleiderständer mit den Sonderangeboten durchwühlt, spielt der Junge mit einem weißen Plüsch-Roboter, den es auch zu kaufen gibt. Gleichzeitig gibt er unsinnige Pfeiftöne von sich.
Eine Stunde später begegnet mir die Familie auf dem Parkplatz vor dem Saarbasar noch einmal. Sie steigen ins Auto ein. Diesmal stößt die etwa elfjährige Tochter unmelodische Pfeiftöne aus.
Ich gehe zu Fuß vom Schneidershof zur Haltestelle Kieselhumes. Vor Möbel Martin begegnet mir der grauhaarige Mann auf dem weißen Fahrrad mit Anhänger, der jeden Nachmittag auf dieser Strecke unterwegs ist und mich immer durch Pfeifen belästigt. Diesmal hat er sein Fahrrad angehalten. Er nestelt an seinem Helm. Dann setzt er sich in Bewegung. Als er an mir vorbeiradelt, pfeift er.
Bei Oro Vivo im Saarbasar habe ich im Schaufenster Goldschmuck angesehen. Danach begegnen mir auffallend viele Frauen mit aufdringlich goldblond gefärbten, langen Haaren. An der Haltestelle Hauptbahnhof schiebt eine blonde, junge Frau ihrem Freund die Zunge in den Mund. In der Europa-Galerie vor mir auf der Treppe: Ein Paar, sie lange, hell blond(iert)e Haare. Sie stechen mir geradezu in die Augen. Ich halte es nicht mehr aus und sehe nach links, um nicht länger die Haare der Frau vor den Augen zu haben. Vergebliche Mühe. Die Frau stößt einen leisen Jauchzer aus, geht ebenfalls einen Schritt nach links und umarmt von hinten ihren Freund. Jetzt habe ich ihre widerlichen Haare wieder voll im Blick.
Ich suche einen Platz, wo ich das Müllverhalten von heute aufschreiben kann. Gehe zum C&A. Ich schaue mich bei den Pullovern um. Ich werde so tun, als wollte ich den Pullover anprobieren und in der Umkleidekabine meine Notizen vervollständigen. Welchen Pullover nehme ich mit? Mein Blick fällt auf einen Zopfmuster-Pullover in Senfgelb, dann entscheide ich mich für einen Rippstrick-Pullover in der Farbe Rost. Jemand pfeift düdeldadüdü.
Auf der Rolltreppe in der Galeria Kaufhof. Vor mir vier junge (deutsche) Männer. Auf der Lauftreppe nebenan eine blonde, junge Frau. Einer der Männer ruft ihr "Hallo!" zu. Es ist ihm offensichtlich peinlich. Er lacht und macht Witzchen. Ein anderer junger Mann pfeift.
Ein letzter Tiefschlag zum Abschluss dieses an Belästigungen reichen, an Ereignissen aber armen Tages: Ich steige an der Haltestelle Ludwigstraße in die Saarbahn ein und schaue in die Gesichter von Dutzenden junger, männlicher Migranten. Türkische Frauen bilden eine weitere starke Gruppe. Deutsche (oder nicht-orientalische Ausländer) sind in der Minderheit. Meine Laune sackt in den Keller. Ich betrachte mein müdes Gesicht in der Fensterscheibe ... Eine junge Frau schaut von ihrem Sitzplatz auf und fragt in gebrochenem Deutsch: "Wollen Sie sich setzen?" - "Nein, danke", sage ich so unhöflich wie ich kann und dann ist dieser unerträgliche Tag endlich vorüber.
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