Dienstag, 22. Dezember 2015
20.12.2015
In der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter habe ich einen Artikel mit der Überschrift "Tjocka kvinnor har en dalig karaktär" (dt. Dicke Frauen haben einen schlechten [gemeint ist wohl schwachen] Charakter) gelesen. Für das politisch überkorrekte Schweden eine ganz schön diskriminierende Aussage. Aber die Schweden sind halt Gesundheitsfanatiker und wissen, dass dick nicht schick, sondern krank ist. Aber egal. Worum es geht: Seit ich diesen Artikel gelesen habe, begegnen mir überall extrem dicke Frauen. Das ist mehr als seltsam. Als hätte der Artikel alle fetten Frauen in Saarbrücken auf einmal aus ihren Wohnungen und Häusern gelockt. Vielleicht liegt es auch an Weihnachten ...

12 Uhr. Auf der Rolltreppe im Karstadt. Vor mir eine Oma mit ihrer etwas zwölfjährigen Enkelin. Die Oma hat ihre wasserstoff-blondierten Haare am Hinterkopf zurückgesteckt. Sie trägt hochhackige Lederstiefel. Das Mädchen hat lange, braune Locken und trägt einen olivgrünen Parka. Es plappert ununterbrochen. Während die Enkelin vor sich hin redet, greift die Oma ihr von hinten an den Arsch, lässt die Hand an der Ritze entlang gleiten, greift leicht unter die Pobacken. Ich traue meinen Augen nicht. Ich gehe dem Pärchen bis in die Kinder-Textil-Abteilung nach, wo sie pinkfarbene Anoraks ansehen.

14 Uhr. Ein Pärchen auf der Rolltreppe in der Galeria Kaufhof. Ich sitze auf den Stühlen vor dem Dinea-Restaurant. Sie stehen zunächst hintereinander, sehen mich sitzen, der Mann dreht sich um, die Frau beugt sich über ihn, legt ihre Hand an sein Gesicht und sie küssen sich, wobei sie ein widerlich schmatzendes Geräusch produzieren.

14:15 Uhr. Das nächste junge Paar (gleiche Paarung wie eben: er dunkelhaarig, sie mit blondierter Pferdeschwanz-Frisur), gibt sich, als sie mich sehen, einen schmatzenden Kuss auf der Rolltreppe.

14:20 Uhr. Immer noch auf meinem Platz an der Rolltreppe. Zwei türkische Jungen treiben Unfug. Gehen die Treppe in die andere Richtung, rutschen über die schwarze Gummi-Griffleiste usw. Der größere fasst sich an den Schwanz. Während ich mich ekele, pfeift in der Nähe ein Mann laut.

Danach schaffen es mehrere blond-braune Paare an mir auf der Rolltreppe vorbeizufahren, ohne zu knutschen. Dafür passiert auf der Rolltreppe in die andere Richtung (die nach oben fährt) etwas Ungewöhnliches. Ein Mädchen, braune Locken und große Strickmütze auf dem Kopf, küsst "spontan" seine Mutter, die feuerrot gefärbte, kurze Haare hat.

17 Uhr. Ich gehe vom Einkaufszentrum Saarbasar zum Schneidershof. Ich denke wie immer an Thomas. Hinter mir pfeift jemand eine alberne Melodie. Ich drehe mich um. Der ältliche Arbeitslose, der mich schon mehrmals durch Pfeifen belästigt hat, fährt auf seinem weißen Fahrrad hinter mir her. Im Fahrradanhänger klappert eine Kiste Bier. "Die Flaschensammler sind wieder unterwegs", rufe ich ihm nach, "und pfeifen sich den Weg frei!". Der Mann radelt wortlos und ohne zu pfeifen weiter.

In der Saarbahn. Vier etwa fünfzehnjährige Schüler einer Gesamtschule setzen sich neben mich und mir gegenüber. Sie waren nicht aggressiv (einer hatte ein nervöses Zucken im Bein), aber sie haben sich "Dicker" genannt. Jeden Satz haben sie mit "Dicker" beendet. Das macht mich wahnsinnig. Viele Jugendliche sagen fast monoton "Alter" und "Dicker", wenn sie mich sehen. Andere Wörter fallen ihnen gar nicht mehr ein. Was meinen sie mit Dicker? In meiner Kindheit war ein Dicker eine Scheißwurst im Arsch. Oder ist ein Dicker ein steifer Schwanz (hochdeutsch: erigierter Penis)?

17:30 Uhr. Am Cottbuser Platz steigen viele Leute ein. Ein Mann setzt sich neben mich und holt sein Smartphone aus der Jackentasche. Jemand pfeift düdeldadüdü.

18 Uhr. Zurück in der Galeria Kaufhof. Ich stehe auf der Rolltreppe. Vor mir ein junges, saarländisches Paar. Beide mittelgroß, mittelblond, beide in olivgrünen Parkas. Es ist klar, was passieren wird. Noch halten sie sich zurück. Ich bin aber auch sehr angespannt. Dann lasse ich meinen Körper los und sofort fangen sie an: Sie drehen ihre Köpfe zueinander, schauen sich an und geben sich einen Kuss. Dann wandert die Hand der jungen Frau in Richtung der Arschbacken ihres Freundes. "Genau, ich hätte auch einen Knopf drücken können. Und vergiss nicht, ihm an den Arsch zu fassen", murmele ich vor mich hin. Ich weiß nicht, ob die Fot..., äh, Frau mich gehört hat, auf jeden Fall verharrt ihre Hand in der Luft und landet nicht auf dem Hintern ihres Freunds.

Noch ein Phänomen, das ich seit einigen Wochen beobachte. Junge Türkinnen fangen, wenn sie in meine Nähe kommen, an, mit hohen Stimmen zwitschernd zu reden und trillernd zu lachen. Ich erkenne darin das, was ein Autor "Haremsmentalität" genannt hat. Es macht mich wahnsinnig.
Heute abend in der Sportschuh-Abteilung der Galeria Kaufhof. Ich habe mir Schuhe angesehen und dieses schrille Geräusch drang wieder an meine Ohren. Es foltert mich. Drei junge Türkinnen, sehr vergnügt. Ich habe das Zwitschern und Trillern nachgemacht. Sie haben höhnisch gelacht, aber dann waren sie ruhig. Ein Erfolg.

19:15 Uhr. Auf dem Rückweg. Ich konnte nicht länger in Saarbrücken bleiben. Der Weihnachtsrummel hat zu so vielen Belästigungen geführt, dass ich mit dem Aufschreiben nicht nachkam. In der Saarbahn nach Lebach musste ich mir die für heute letzte Kuss-Prozedur ansehen. Es traten auf: Eine Frau mit weißblondierten Haaren mit dunklem Haaransatz und Hakennase und ihr Freund mit schulterlangen, braunen Haaren. Es gab das übliche unspontane Knutschen, während ich hinter ihnen stand. Sich ansehen, sie krault ihm den Nacken, Zungenkuss ... Dann konnte ich endlich aussteigen und die Quälereien hatten ein Ende.

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